Bewehrungsdaten digital

BVBS-Richtlinie 3.0 „Datenaustausch von Bewehrungsdaten“

Die Schal- und Bewehrungsplanung für den Stahlbetonbau gehört zu den ureigenen Leistungen der Tragwerksplanung. Die Einführung von 3D-Konstruktion und BIM-Methodik erweiterte in den vergangenen Jahren die technischen Möglichkeiten für den CAD-Planungsprozess kontinuierlich. Vom Entwurf über die Bemessung bis hin zur Ausführung stehen bei der Tragwerksplanung für den Datenaustausch verschiedene Schnittstellen zur Verfügung. Doch wie übermitteln die Planungsbüros die Stück- und Biegelisten, die zu den Bewehrungsplänen gehören?

Stahllisten werden nach wie vor oft als pdf-Datei versendet – diese dokumentorientierte Ausgabe der elektronisch vorhandenen Informationen verhindert allerdings eine weitere digitale Nutzung. Die pdf-Stahllisten müssen dann in den Biegebetrieben manuell abgetippt werden. Diese Übertragungsmethode birgt eine hohe Fehlergefahr und wird dem Anspruch an einen durchgängigen  und digitalisierten Prozess in der Tragwerksplanung und -ausführung nicht gerecht.  


Bereits vor 25 Jahren stellte der Bundesverband Bausoftware e.V. (BVBS) eine erste Richtlinie mit Definitionen und Beschreibungen für den „Datenaustausch von Bewehrungsdaten“ zur Verfügung. Seit der Herausgabe der Version 2.0 im Jahr 2002 entwickelte sich die BVBS-Schnittstelle für den Austausch von Bewehrungsdaten zu einem Standard. Fast alle namhaften CAD-Programme können im Zusammenhang mit der pdf-Stahlliste sogenannte „BVBS-Dateien“ mit der Datei-Endung „.abs“ erzeugen. Die Bewehrungsdaten werden hierbei komplett auf Basis der CAD-Planung erstellt und sind digital für die weitere Verarbeitung verfügbar.

Der Bundesverband Bausoftware veröffentlichte im Herbst 2019 die Version 3.0 der Richtlinie für Bewehrungsdaten. Dazu arbeiteten die Bausoftwareunternehmen eng mit dem Institut für Stahlbetonbewehrung e.V. (ISB), mit Biegemaschinenherstellern, Biegebetrieben und Ausführenden zusammen. Nahezu alle im Stahlbetonbau gängigen Bewehrungstypen können mit der Version 3.0 beschrieben und als abs-Datei exportiert werden. Die herstellerunabhängige frei verfügbare Schnittstelle wurde beziehungsweise wird derzeit von zahlreichen CAD-Softwareunternehmen implementiert und soll für die Anwender mit den neuen Versionen spätestens 2021 bereitgestellt werden.

Der große Vorteil der abs-Dateien besteht darin, dass die Daten vom Planungsbüro ohne Mehraufwand direkt aus der CAD-Software exportiert und fehlerfrei an die Datenverarbeitung der Bauunternehmen und Biegebetriebe übermittelt werden können. Bei Änderungen der Bewehrung werden indizierte Dateien bereitgestellt und die Veränderungen im System erkannt. Für die modellbasierte Planung sind die Bewehrungsdaten ebenfalls nutzbar. Zukünftig soll die BVBS-Schnittstelle an einen BIM-konformen IFC-Standard angepasst werden. Doch aktuell können Biegebetriebe IFC-Dateien nicht verarbeiten.

Betonstahl wird auch in der nahen Zukunft als baustellenbezogenes Produkt nach individuellen Vorgaben hergestellt werden. Ziel ist, dass die Möglichkeiten der abs-Dateien in den Planungsbüros stärker bekannt und entsprechend angewendet werden. Dies fördert den durchgängigen Workflow und die Digitalisierung der Stahlbewehrung von der Planung bis zur Ausführung.

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