Digitaler Kongress für die digitale Bauzukunft

Digital Planen und Bauen 4.0

Am 15. und 16. September 2021 ging der Kongress „Infrastruktur Digital Planen und Bauen 4.0“ in der Universitätsstadt Gießen in seine inzwischen achte Runde. Auch wenn Corona-bedingt nur einige Referenten vor Ort waren und das Publikum zum größten Teil an den Bildschirmen saß, brachte die Veranstaltung erneut wertvolle Impulse und einen guten Einblick zu den Fortschritten zur Digitalisierung und Einführung von BIM-Prozessen im Infrastrukturbau.

Interaktiver BIM-Ländertalk (v.l.n.r.): Moderatorin Carina Jantsch, Prof. Dr.-Ing Joaquín Díaz, Gilbert Peiker, Dr.-Ing. Michael Breitenberger, Andreas Meister und Felix Scholz vor Ort.
Foto: Milton Arias

Interaktiver BIM-Ländertalk (v.l.n.r.): Moderatorin Carina Jantsch, Prof. Dr.-Ing Joaquín Díaz, Gilbert Peiker, Dr.-Ing. Michael Breitenberger, Andreas Meister und Felix Scholz vor Ort.
Foto: Milton Arias

Darauf ging gleich zu Beginn Jens Bergmann, Vorstand Infrastukturplanung und -projekte, DB Netz AG, in seiner Keynote ein: „Wir haben große Fortschritte gemacht – aber, es fehlt noch etwas.“ So besteht gerade bei den Bestandsdaten in vielen Fällen hinsichtlich Umfang und Genauigkeit noch ein deutlicher Nachholbedarf. Auch die Genehmigungsprozesse greifen immer noch auf Papier als Datenträger zurück. Es bedarf also noch mehr Kooperation über den gesamten Planungs- und Bauprozess hinweg, um zu durchgängig digitalen Prozessen zu gelangen.

Als weitere Herausforderung zeigen sich die digitalen Projektplattformen (CDE = Common Data Environment), die einerseits alle Daten gebündelt bereitstellen, andererseits von Bauherr zu Bauherr unterschiedlich sein können. Zudem wandelt sich der Informationsbedarf im Rahmen eines Bauprojekts von Baudaten immer stärker hin zu Betriebsdaten. Damit wird der Wandel innerhalb eines CDE ebenfalls eine Herausforderung für die Projektbeteiligten.

Die Vorträge der 36 Referenten zeigten deutlich, dass die Baubranche im Infrastrukturbau die Zeiten des Experimentierens hinter sich gelassen hat und nun auf dem Weg ist, sich der zahlreichen kleinen Probleme annehmen zu können, die auf dem Weg zur breiten Marktanwendung zu lösen sind. So geht es beispielsweise darum, GIS-Daten, sprich die geographischen Informationen, konkret mit den BIM-Anwendungsfällen von Bauprojekten zu „verheiraten“.

Wie ein roter Faden zog sich der Wunsch nach noch mehr Kollaboration, Kooperation, Kommunikation, Koordination und Konzeption, die Prof. Dr.-Ing. Joaquin Diaz, als wissenschaftlicher Leiter des 5D Instituts an der Technischen Hochschule Mittelhessen als sein 5K-Modell bezeichnet, durch die einzelnen Vorträge. Auch wenn bereits beachtliche Fortschritte zu verzeichnen sind, gilt es überall noch, die alten Methoden zu verstehen, BIM-Kompetenzen in allen Bereichen zu stärken und die Lieferketten noch stärker in die digitalen Prozesse zu integrieren. Wenn dann noch die Nachhaltigkeit als weitere ständige Dimension zu Raum, Zeit und Kosten im Bauwesen dazu kommt, wird aus 5D bald schon 6D. Dabei steht das sechste D gleichermaßen für die Dekarbonisierung im Bauwesen. Damit sind jedoch nicht nur die verwendeten Baumaterialien gemeint. Auch effizientere Vorgänge im Bauwesen, verringerte Abfallmengen und eine verbesserte Kommunikation im Bauablauf tragen zu einem geringen CO2-Ausstoß bei.

Im Rahmen der Veranstaltung wurde immer wieder der Ruf nach mehr qualifizierten Mitarbeitern laut. Personal mit digitalen Baukompetenzen und Kenntnissen in BIM werden aktuell zum Teil händeringend gesucht. „Das Dilemma, modernste Technik umsetzen zu wollen und zu müssen, braucht die Erfahrung langjähriger Mitarbeiter und kann nur durch die Einbindung von bewährtem Wissen und dem Wissen um neue Technologie in Kooperation gelingen“, brachte es ein Referent aus der Schweiz auf den Punkt.

„Wir brauchen viel mehr Bildung!“ und „Wir müssen schlechte und nicht effiziente Prozesse verändern oder ersetzen!“, lauten zwei zentrale Forderungen von Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz an die Baubranche.
Foto: Milton Arias

„Wir brauchen viel mehr Bildung!“ und „Wir müssen schlechte und nicht effiziente Prozesse verändern oder ersetzen!“, lauten zwei zentrale Forderungen von Prof. Dr.-Ing. Joaquín Díaz an die Baubranche.
Foto: Milton Arias

Wenn gerade im Infrastrukturbau in den nächsten Jahren – angesprochen wurden die Jahre 2025 bis 2027 – BIM im Regelbetrieb erfolgen soll, braucht es noch mehr gerade junge Leute, die sich mit diesen Technologien auskennen. Das bedeutet konkret: Im Baubereich gibt es aktuell jede Menge Berufe mit Zukunft!

digital planen und bauen 2022

Die Technische Hochschule Mittelhessen, das 5D Institut und die Deutsche Bahn wünschen sich für 2022 wieder eine Präsenzveranstaltung in der mittelhessischen Universitätsstadt. Der Grund: Das Networking, zentrales Element des Events, soll unbedingt wieder verstärkt in den Vordergrund rücken. Der Kongress Infrastruktur digital Planen und Bauen 2022 ist für den 14. und 15. September 2022 angesetzt.

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