Einblick in digitales Planen

Studenten erkunden bei einer Veranstaltung der Uni Innsbruck erste Schritte in BIM

Architekturstudenten präsentierten bei der Abschlussveranstaltung am Hochbauinstitut der Universität Innsbruck ein virtuelles Villendorf. Neu war der praxisnahe Bezug zur Berufswelt. So führte Philipp Zimmermann von ATP architekten ingenieure (Innsbruck) in das element-basierte Planen ein. „Das Interesse der Studierenden war enorm“, sagte Zimmermann. Im Seminar lernten die Studenten mit der Software „Revit“ die Methode Building Information Modeling (BIM) anzuwenden und ein Gebäude zu entwerfen. BIM bringt mehr Qualität in den Planungsprozess, da Architekten und Ingenieure interdisziplinär an einem einzigen Modell arbeiten können.

Peter Massin, gemeinsam mit Thomas Mathoy Mitinitiator des Projekts und Lehrender am Institut für experimentelle Architektur und Hochbau, betonte, wie wichtig die Zusammenarbeit ist: „Von der Baubranche gibt es einen immensen Druck. Mit der Deadline 2020 soll BIM für alle öffentlichen Ausschreibungen zwingend werden. Für die Studierenden bedeutet es einen klaren Wettbewerbsvorteil, wenn sie sich diese Kompetenz erarbeiten.“

 

Berufswelt und Lehre ergänzen sich

Mit mehrjähriger Erfahrung in der BIM-unterstützten Integralen Planung begleitete ATP architekten ingenieure die Studierenden durch das Seminar. „Philipp Zimmermann hat schon früh begonnen sich selbstständig mit BIM zu beschäftigen“, sagte Peter Massin. „Er ist eine Koryphäe auf dem Gebiet. Seine Expertise ist ein großartiger Gewinn für die Fakultät.“

Beeindruckend war die Abschlusspräsentation. Mit einer VR-Brille konnten die Besucher durch das digitale Villendorf spazieren und die einzelnen Projekte betrachten. Für die Studenten war es eine Belohnung der besonderen Art für das zeitaufwendige Seminar. „Klar war es am Anfang erst einmal überfordernd“, erinnerte sich die Studentin Sara Dalpiano. „Entwerfen mit Revit ist ganz anders als mit ArchiCAD.“ Ihre Kommilitonin Lisa-Maria Winner ergänzte: „Das Planen ist viel effizienter. Man muss bei kleinen Veränderungen nicht wieder ganz von vorne anfangen zu zeichnen.“

 

Erste Schritte mit BIM

„Entscheidendes Kriterium für das Seminar war der Umdenkprozess von 2D zu element-basiertem Planen“, erklärte Philipp Zimmermann. „Zusätzlich war das Planungsmodell als Cloud-Modell gespeichert, auf dem die Studierenden ihre jeweils bearbeiteten Elemente aktualisieren. Die Veränderungen, die sie an einzelnen Bauteilen vornehmen, zeigen ihnen, welche Auswirkungen ihr Tun auf das gesamte BIM-Modell hat.“ In dieser Form war das Seminar neu an der Universität Innsbruck. Im Unterschied zu anderen Seminaren entwarfen die Studenten ihre Gebäude nicht mehr von Anfang bis Ende in Einzelarbeit, sondern in insgesamt 30 Zweiergruppen zeitgleich am selben Modell.

„Für uns als Lehrende war das ebenso herausfordernd“, resümierte Peter Massin. „Wir mussten umfangreiches und komplexes Wissen in begrenzter Zeit vermitteln.“ Die Ergebnisse seien jedoch erfreulich, nicht zuletzt dank der Zusammenarbeit mit ATP. „Die Studierenden haben sich ein Verständnis für das diffizile Gebilde der Planung erarbeitet“, so Peter Massin. „Durch die neue methodische Herangehensweise werden baukonstruktive Fragestellungen wie Materialien und deren Verarbeitung, Fügung und Schichtung erfassbarer. Nicht zu vernachlässigen sind auch die 2D=3D-Eigenschaften, die wesentlich zur Effizienz und Präzision der Planung beitragen.“

Martin Lukasser, Associate Partner bei ATP, bewertete die Konzeption des Seminars als wertvoll für die Studenten: „Bei ATP planen wir seit 40 Jahren integral, seit 2012 durchgehend mit BIM. Wir leben eine interdisziplinäre Zusammenarbeit von Architekten und Ingenieuren. Diese Praxis setzt sich nun, dank BIM, in Mitteleuropa endlich auch in anderen Büros langsam durch.“ Martin Lukasser lud die Studenten dazu ein, ihr gesammeltes Wissen bei ATP in einem Praktikum zu vertiefen: „Dann jedoch nicht mehr theoretisch, sondern 1:1 an echten Gebäuden.“ Was mit der VR-Brille so greifbar nah ist, rückt dann auch in ihrem beruflichen Werdegang einen Schritt näher – der Traum vom ersten eigenen Gebäude.

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