Vom Kirchturm bis zum Großstadt-Quartier
Schäfer Gerüstbau ist ein klassisches Familienunternehmen, wie sie häufig im Handwerk zu finden sind. Obwohl, ganz so klassisch ist es dann doch nicht, denn allein durch seine Größe – derzeit rund 150 Mitarbeiter – und die große Bandbreite seiner Projekte unterscheidet es sich von anderen mittelständischen Handwerksbetrieben.
Martin Schäfer, selbst Gerüstbaumeister, gründete gemeinsam mit seiner Frau Diana Schäfer 2005 den Betrieb in Krumbach. Mittlerweile befindet sich der Hauptsitz der Firma im ländlichen Aichen im Landkreis Günzburg. Hier gibt es genug Platz, um Gerüstteile zu lagern und die LKWs und Maschinen abzustellen, wenn sie gerade nicht auf einer Baustelle gebraucht werden. Das Wachstum seines Unternehmens verdankt Martin Schäfer u.a. seinen qualifizierten Mitarbeitern. Das weiß der Firmeninhaber auch. „Ich kann meinen Mitarbeitern vertrauen, denn viele sind echte Fachleute auf ihrem Gebiet“, lobt Martin Schäfer.
Martin Wenrich arbeitet im technischen Projektsupport bei Schäfer Gerüstbau GmbH.
Foto: Schäfer Gerüstbau GmbH
Einer davon ist Martin Wenrich, der gemeinsam mit seinem Kollegen Marco Harzig den technischen Support macht. Martin Wenrich ist ebenfalls Gerüstbaumeister, der auch hin und wieder auf Baustellen arbeitet. Aber seine Leidenschaft gilt der Planung von Gerüsten am Computer. Wenn er loslegt und erklärt, was er mit der Gerüstplanungssoftware „scaffmax“ auf Basis von „SketchUp Pro“ so alles macht, dann fangen seine Augen an zu leuchten. Auf seinem Bildschirm sind Gerüste für historische Kirchen ebenso zu sehen wie beispielsweise das Großprojekt „Sedelhöfe“ am Hauptbahnhof in Ulm. In dem Ulmer Innenstadt-Quartier entstehen aktuell vier ungewöhnliche Bürohochhäuser, die er mithilfe von „scaffmax“ eingerüstet hat. Das Haus drei befindet sich gerade im Bau. Parallel dazu ziehen Wenrichs Kollegen das von ihm geplante „Peri UP Easy“-Gerüst nach oben.
Gerüste für jeden Anspruch
Aufgrund seiner Größe kann Schäfer Gerüstbau größere Gewerbebau-Projekte im Raum München, Ulm und Augsburg begleiten. Daneben finden sich aber auch Gerüste für Einfamilienhäuser oder spezielle Anforderungen, wie beispielsweise für einen VW-Windkanal in Wolfsburg oder einen Müllbunker in Augsburg. Die Auftragsvolumina liegen entsprechend zwischen 10.000 € und 2 Mio. €. Schäfer Gerüstbau arbeitet auf den Baustellen parallel mit ca. 30 Kolonnen, meist zu drei Mann. Und manche sind eben Profis für alte Bauwerke wie Kirchen. Martin Wenrich und Marco Harzig holen daher bei anspruchsvollen Projekten meistens die Meinung der entsprechenden Bauleiter und Kolonnenführer ein, bevor sie Projekte digital durchplanen.
Gerüst am historischen Kirchturm
Einige kirchliche Bauträger, wie in folgendem Beispiel die Diözese Augsburg, gehören zu den Auftraggebern bei Schäfer Gerüstbau. Martin Wenrich zeigt am Beispiel von St. Andreas in Nesselwang, wie der 54 m hohe Zwiebelturm der Kirche für eine Außensanierung eingerüstet wurde. Die erste Herausforderung war die Ausgangslage. Es existierten nur handgezeichnete Pläne vom Architekten mit einfachen Maßangaben. Martin Wenrich musste als erstes auf Spurensuche gehen und den Turm vor Ort von allen möglichen Seiten fotografieren, um einen Eindruck von der Lage zu bekommen. Aus den Fotos, Geodaten und den Maßangaben baute er dann den Turm mit den angrenzenden Gebäudeteilen in „SketchUp Pro“ dreidimensional nach. Für den Statiker arbeitete er das Modell in „LayOut“, einem Modul von „SketchUp Pro“, aus. Mit diesem lassen sich Druckansichten, Exposés oder PDF-Dateien aus dem 3D-Modell erstellen.
Schnittansicht von oben auf die Kirche
Bild: Schäfer Gerüstbau GmbH
Eine weitere Herausforderung war die einseitige Straßensperrung einer anliegenden Bundestraße. Zum einen genehmigte die Stadt nur zwei statt der vier Wochen. Außerdem stellte sich heraus, dass die einseitige Sperrung, wie vom Auftraggeber gewünscht, für die Gerüstbauer nicht praktikabel war. In der 3D-Visualisierung mit „scaffmax“ war zu erkennen, dass der Platz für den Aufbau des Gerüsts nicht ausreichend groß war. Erst als man einen neuen Standort für den Gerüstcontainer fand, konnte gerüstet werden.
Straßenansicht auf das Gerüst an der Kirche St. Andreas in Nesselwang
Bild: Schäfer Gerüstbau GmbH
Und die dritte Herausforderung waren das poröse Mauerwerk und die daran zu befestigenden Wandkonsolen. Das Gerüst musste hängend angebracht werden, da es nicht auf dem Langhaus stehen konnte. In Zusammenarbeit mit Hilti und dem Gerüsthersteller Peri wurden dann spezielle Konsolen im alten Mauerwerk befestigt. Damit war auch ein Gerüst in der luftigen Höhe von 54 m möglich, inklusive aller Vorsprünge und der besonderen Form des Zwiebelturms.
Die Planung des Gerüsts war dann ziemlich einfach. Martin Wenrich hatte innerhalb von vier Stunden mit „scaffmax“ ein Gerüst erstellt, aus dem alle benötigten Peri-Gerüstteile abgeleitet werden konnten.
Quartiersentwicklung in Ulm
Ein aktuelles Großprojekt von Schäfer Gerüstbau sind die Sedelhöfe gegenüber dem Bahnhof in Ulm. Das Unternehmen hat hier den Auftrag, die vier Wohn- und Geschäftsgebäude von insgesamt 30.000 m2 Gesamtfläche mit Gerüsten inklusive sieben Bauaufzügen auszustatten. Mit den Sedelhöfen möchte die Stadt Ulm den Stadtteil zwischen Bahnhof und Ulmer Münster durch Büros, Geschäfte und innenstadtnahe Wohnungen neu beleben. Martin Wenrich freut sich, dass seine Firma bei diesem Prestigeprojekt involviert ist. Mit dem Auftraggeber, der Projektenwicklungsgesellschaft DC Developments aus Hamburg, konnten bereits in der Planungsphase Kollisionspunkte anhand von Martin Wenrichs 3D-Modellen aus „scaffmax“ besprochen werden. Selbst für die Hamburger Projektentwickler war die virtuelle Darstellung der Gerüste nicht selbstverständlich.
Martin Wenrich hat für das Projekt Sedelhöfe ein Gerüst-Prototyp gebaut. Damit testet er, wie die Fassade am effektivsten einzurüsten ist.
Foto: Schäfer Gerüstbau GmbH
Ganz praktisch geht es beim Gerüst-Prototypbau zu. Martin Wenrich baute auf dem Hof von Schäfer Gerüstbau das maßstabsgetreue Modell eines Fassadengerüsts nach, das später eine fächerförmige und gerundete Fassade einrüsten soll. Anhand des Modells kann er ausprobieren, welches die optimale Kombination der Peri-Gerüstteile ist. Die Sedelhöfe sollen nach nur zwei Jahren Bauzeit fertig sein. Genauso lange wird auch Schäfer beteiligt sein, weil die Gerüstbauer aus Aichen ihre Gerüste parallel zum Baufortschritt auf- und abbauen.
Straßenansicht einer 3D-Visualisierung der Sedelhöfe in Ulm mit „scaffmax“ auf einem 2D-Plan
Bild: Schäfer Gerüstbau GmbH
Qualifikation und Weiterbildung
„Qualität durch Qualifikation unserer Mitarbeiter“ – das ist die Überzeugung von Geschäftsführer Martin Schäfer. Diese Haltung spiegelt sich auch im Unternehmen wider. Es finden regelmäßig Aus- und Weiterbildungen statt, um das entsprechende Know-how im Haus zu haben und bestenfalls auch selbst ausbilden zu können. So können Mitarbeiter beispielsweise Kurse in Höhenrettung belegen, werden als Staplerfahrer oder zur Bedienung von Hebebühnen ausgebildet.
Im Software-Bereich sind Martin Wenrich und Marco Harzig die absoluten Spezialisten. Aber auch die Kollegen profitieren von ihren dreidimensionalen „scaffmax“-Darstellungen. Wenn für Projekte geschult wird, ist das viel einfacher mit den detaillierten Aufbauplänen aus „scaffmax“. Martin Wenrich bildet sich ebenfalls weiter. Er macht gerade beim TÜV Süd einen Zertifikatskurs als BIM-Anwender. Für ihn steht außer Frage, dass BIM auch im Handwerk gefragt sein wird.
Was zeichnet das Programm „scaffmax“ aus?
„Ich bin frei im Zeichnen, kann kreativ sein, und es ist so einfach“, sagt Martin Wenrich über „scaffmax“ beziehungsweise „SketchUp Pro“. Für ihn sind die beiden Programme eins, da „scaffmax“ auf „SketchUp Pro“ basiert, Gerüstplaner mit dem Design-Programm allein aber nichts anfangen können. „Bei Schäfer Gerüstbau verwenden wir ,scaffmax‘, um Angebote zu erstellen, zur Akquise, als Video zu Werbezwecken, für die 3D-Modelle zur Kollisions- und Sicherheitskontrolle, die Montagezeichnungen für Mitarbeiterschulungen und die Schnittdarstellungen für alle Gewerke“, fasst Martin Wenrich die Einsatzmöglichkeiten zusammen.
3D-Visualisierung mit „scaffmax“ der Sedelhöfe in Ulm mit einer Beispielfigur aus 3D-Warehouse im Vordergrund
Bild: Schäfer Gerüstbau GmbH
Er sieht in „SketchUp Pro“ viele Vorteile für seine tägliche Arbeit. „Der Import ist sehr gut! Ich kann quasi von allen gängigen CAD-Programmen im DWG- oder IFC-Format Zeichnungen importieren. Beispielsweise werden Sonderbauteile, wie spezielle Kupplungen oder Konsolen, meist vollständig von ‚SketchUp Pro‘ importiert. Ich kann diese Teile einfach in meine ‚SketchUp Pro‘-Modelle einbauen“, erläutert er. Außerdem findet er gut, neben den Gerüstteilkatalogen der Hersteller auch eigene Kataloge verwenden zu können. Häufig verwendete Gerüstkomponenten hat er bereits hinterlegt.
Darüber hinaus sagt er auch noch etwas zum Thema „Rüst-Assistenten“ in „scaffmax“: „Ich kann damit quasi per Knopfdruck Gebäude einrüsten. Das funktioniert bei einfachen, geraden Wänden zu 98 % automatisch. Allerdings müssen aufwendigere Gerüste auch manuell nachgerüstet werden. Doch dann entsteht wenigstens das Grundgerüst nach kurzer Zeit automatisch“, beschreibt Martin Wenrich das Werkzeug. „Auch für Nachplanungen in der Angebotsphase ist der Assistent sehr hilfreich“, ergänzt er.
Eine Sache plant Wenrich in „scaffmax“ immer manuell und immer wieder gerne: Fluchttreppentürme. „Das ist ein bisschen wie mit Lego-Technik spielen“, sagt er mit einem Augenzwinkern. „Für mich bedeutet das Entspannung, aber trotzdem habe ich am Computer etwas geschaffen, was in der Realität tragfähig ist.“
Filmtipp
Mehr Infos gibt ein knapp dreiminütiger Film unter https://youtu.be/d7jOjaRHx7c.