DIN EN 17412-1

Maßgeschneiderte Infos im BIM-Prozess

Die DIN EN 17412-1 führt den Begriff „Informationsbedarfstiefe“ (Level of Information Needs) ein und optimiert den Informationsaustausch-Prozess. Die Norm ersetzt das bestehende Konzept des Detailierungsgrades (Level of Detail, LOD), der die Geometrie und alphanumerische Informationen eines Objektes im BIM-Prozess, beispielsweise einer Tür, in Stufen beschreibt. Informationsbedarfstiefe ergänzt dieses Konzept zum einem um die Dokumentation und zum anderen durch die klare Zuordnung eines Zwecks, der Beteiligten, den Liefergegenstand und des Zeitpunktes. Anwender profitieren so von einem gezielteren Informationsaustausch. DIN EN 17412-1 „Bauwerksinformationsmodellierung – Informationsbedarfstiefe – Teil 1: Konzepte und Grundsätze“ richtet sich an alle, die den Lebenszyklus eines Bauwerks mitgestalten – Eigentümer, Planer, Fachhandwerker, Versicherer und andere.

Immer mit festem Bezug

Das bisherige System, den Informationsgehalt zu bestimmen, hat Schwächen: Der Detailierungsgrad (LOD) ist sehr komplex und vielschichtig aufgebaut. Er wird oft in PDF- oder "Excel"-Dateien definiert und muss manuell übertragen werden. Meist fehlt der Anwendungsbezug und der Detailierungsgrad bezieht sich auf große Zeitabstände. DIN EN 17412-1 optimiert den Informationsfluss: „Im Unterschied zu den klassischen LODs haben Informationsbedarfstiefen einen festen Bezug zu Anwendungsfall, Zeit und Teilnehmer, dadurch gibt es immer einen konkret definierten Kontext“, sagt Julien Beyer, BIM-Manager bei der S&P-Beteiligungs- und Managementgesellschaft und Experte im DIN-Arbeitskreis zum Datenaustausch bei BIM. „Die Geometrie-, Informations- und Dokumentationsanforderungen ermöglichen ein feingliedrigeres LOD-System, die einzelnen Akteure werden durch diese bessere Zuordnung entlastet“, erläutert Julien Beyer.

Informationsgehalt je nach Anwendungsziel

Im BIM-Prozess ist ein effizienter Datenaustausch elementar, denn der Informationsgehalt steigt entlang der Planungs- und Ausführungsphase: aufsteigend vom Konzept über Vorplanung, Entwurf, Ausführungsmodell bis hin zum As-built-Modell (Modell für das Facility Management). Um zu beurteilen, wann welche Informationen im BIM-Prozess erforderlich sind, wird gemäß DIN EN 17412-1 unter anderem das Anwendungsziel betrachtet: Es klärt, wozu die Information benötigt wird – davon hängt schließlich die Informationsbedarfstiefe ab. Ist das Anwendungsziel beispielsweise, die Barrierefreiheit einer Tür zu prüfen, sind Standort, Position und Form des Türdrückers relevant. Andere Merkmale, wie der Herstellername und die Beschaffungskosten, werden in dem Fall nicht benötigt.

DIN EN 17412-1 „Bauwerksinformationsmodellierung –Informationsbedarfstiefe – Teil 1: Konzepte und Grundsätze“ liefert den Rahmen, um die Informationsbedarfstiefe festzulegen und definiert und unterteilt diese. Ein Kapitel zu Verifizierung und Validierung der Informationsbedarfstiefe rundet die Norm ab. Praktisch für Anwender: Der Anhang beschreibt eine mögliche Vorgehensweise, um die Informationsbedarfstiefe festzulegen. Unterschieden wird nach Meilenstein der Informationsbereitstellung – Vor-, Detail- oder endgültiger Entwurf – und zwischen unterschiedlichen Anwendungszielen, das kann beispielsweise die Visualisierung durch einen Architekten sein. Die Norm ist unter www.beuth.de erhältlich.

Thematisch passende Artikel:

01/2021

„Wer nicht normt, der wird genormt“ – Aktueller Stand der Normung

DIN Baustelle 2021

Als im DIN am 1. April 2015 der Normenausschuss „Building Information Modeling“ gegründet wurde, war hierzulande der Andrang der interessierten Kreise riesig und die Liste der international zu...

mehr
01/2023

Neue Normenreihe DIN 18290 - Verlinkter BIM-Datenaustausch von Bauwerksmodellen mit weiteren Fachmodellen

Mengen und Kosten werden bislang nur von einem kleinen Teil der AVA-Anwender modellbasiert ermittelt. Dabei können für Planende und Ausführende gerade im AVA-Bereich durch das modellbasierte...

mehr

DIN EN ISO 19650

Informationsmanagement mit BIM

Nach der englischen Fassung ist die deutsche Version der internationalen Norm DIN EN ISO 19650 „Organisation von Daten zu Bauwerken – Informationsmanagement mit BIM“ vorab verfügbar. Die Norm...

mehr
02/2020 Im Gespräch mit Matthias Uhl

BIM-Downloadportale versus BIM-Infrastruktur

Computer Spezial: Warum setzen Hersteller auf Downloadportale? Was machen sie gut? Matthias Uhl: Sie erfüllen verlässlich Marketingziele und bilden eine große Vielfalt ab. Jeder kennt sie, wenn...

mehr

Zweite Orca-BIM-Studie veröffentlicht

Ergebnisse vom November 2020

Mit Interessenten, Kunden und Partnern ins Gespräch kommen – aktuelle Situationen von Architekten, Ingenieuren und Planern erfassen – darauf richtet die Orca Software ihren Fokus. Im Prozess des...

mehr