AVA-System unterstützt BIM-Prozesse

Transparente Kostenverfolgung und projektspezifische Auswertung

Verlässlichkeit und Transparenz zählen zu den zentralen Ansprüchen des Planungsbüros karlundp – insbesondere bei öffentlichen Großprojekten mit hohen Anforderungen an die Kosten- und Prozessdokumentation. Wirtschaftlichkeit und eine strukturierte Projektabwicklung stehen dabei ebenso im Fokus wie eine belastbare Planung. Um diese Anforderungen zu erfüllen, wurde die BIM-gestützte Arbeitsweise mit einem AVA-System gezielt ausgebaut.

Das Planungsbüro karlundp Gesellschaft von Architekten mbH entwirft und realisiert seit 1995 private und öffentliche Aufträge im In- und Ausland. Die Bandbreite der Projekte reicht von Schul- und Hochschulgebäuden, Kindergärten kulturellen Einrichtungen, Studierendenwohnanlagen, über Bauten für den Justizvollzug bis hin zu Verwaltungs- und Sonderbauten sowie diversen, bis zu 10-spurigen Autobahnbrücken. Einen Großteil dieser Aufträge akquiriert das Planungsbüro über Wettbewerbe und VGV-Verfahren.

Kosten des Planungsprozesses abdecken

Schon seit der Gründung arbeitet das Büro mit dem Programm „California“ von G&W Software. Ausschlaggebend waren u. a. der Service des Entwicklers und die umfangreichen Funktionalitäten sowie die Durchgängigkeit der Software. So deckt karlundp mit dem auf einer SQL-Datenbank basierenden AVA-Programm den gesamten Planungsprozess von der ersten Kostenschätzung über die Kostenberechnung, Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung einschließlich der laufenden Kostenkontrolle bis zur Dokumentation der abgeschlossenen Projekte vollumfänglich und nachvollziehbar ab. Auch wird den Auftraggebern jede Leistungsphase dokumentiert. Da­rüber hinaus unterstützt die Software mit dem Erweiterungsmodul „BIM2­AVA“ die BIM-orientierte Arbeitsweise und das Zusammenspiel mit dem eingesetzten CAD-System.

Das Erweiterungsmodul zum Raum- und Gebäudebuch (RGB) visualisiert, analysiert und verknüpft 3D-Modelldaten aus CAD-Systemen zur automatisierten Mengenermittlung und Kostenplanung in BIM-Prozessen. Wird neben den standardisierten Mengenwerten ein weiterer Wert benötigt, zieht der Planer diesen per Drag&Drop in das RGB – ohne erneuten Import des Modells oder komplexe Syntax. Das Programm ergänzt den Wert in den betroffenen Bauteilen und dieser ist sofort für die Kostenplanung nutzbar. Dadurch spart der Kostenplanende Zeit und kann auf Besonderheiten eines Bauvorhabens reagieren.

BIM-Methodik im Planungsalltag

Die Modellierung des gesamten BIM-Prozesses war für karlundp eine wichtige strategische Entscheidung. Gabor Pulai, M.Sc. Architektur, der im Januar 2024 in die Geschäftsführung des Planungsbüros eingetreten ist, trägt die Verantwortung für die digitale Infrastruktur des Büros. Zu seinem Spezialgebiet gehören sowohl die Prozessentwicklung als auch die Koordination unterschiedlicher Softwareumgebungen. Aktuell legt Pulai ein besonderes Augenmerk auf die Implementierung der BIM-Methodik in den Planungsalltag und entwickelt fortlaufend eine entsprechende Schulung der Mitarbeitenden.

In der Leistungsphase 2 erstellen die Architekten das Gebäudemodell in Graphisoft „Archicad“ und importieren es mittels einer IFC-Datei in das RGB-Modul von „California“. Um diesen Prozess möglichst robust zu gestalten, definierte Pulai gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen sowie dem Softwareanbieter G&W die Modellierung der 3D-Elemente in „Archicad“ so, dass alle relevanten Informationen wie Fläche, Volumen oder Länge fehlerfrei übergeben und direkt in „California“ bepreist werden können. Anschließend erfolgt die Kostenschätzung u. a. mithilfe von „DBD-BIM Elements“ oder „STLB-Bau“. „Wir verknüpfen die Massen aus dem RGB mit den einzelnen LV-Positionen und arbeiten dann die gebäudespezifischen Details ein“, sagt Pulai.

Dokumentierte Prozesskette

Da in den einzelnen Leistungsphasen Anpassungen und Verfeinerungen in der Gebäudeplanung vorgenommen werden, frieren die Planer die Kostendaten der jeweiligen Phase ein, importieren die Gebäudedaten jeweils in ein neues RGB und aktualisieren dort die Kostendaten. Dabei greifen sie auf verschiedene, gewerkespezifische Stamm-LVs zu, in denen eigene und „STLB-Bau“-Positionen vorbereitet und bepreist sind. Die einzelnen Kostenstadien exportieren die Planer jeweils als GAEB-Datei und leiten sie zur Prüfung und Freigabe an die Bauherren weiter. Mit fünf Mitarbeitern schreibt das Büro alle Projekte selbst aus. Die Angebote, die als DA84-Datei zurückkommen, importieren sie in „California“, erstellen Preisspiegel und bewerten die Angebote nach technischen und wirtschaftlichen Aspekten. Daraus ergibt sich ein Vergabevorschlag für den Auftraggeber.

Die Planer nutzen das Programm des Weiteren für die Kostenverfolgung mit Rechnungsprüfung sowie für eine detaillierte Nachtragsverwaltung. Sie erstellen und buchen automatisch Zahlungsanweisungen für Abschlagszahlungen, Teilschluss- und Schlussrechnungen. Eine lückenlose und transparente Historie der Entwicklung vom Planungs-LV bis zur Dokumentation der abgeschlossenen Baumaßnahme ist ein wesentlicher Faktor für karlundp. Damit alle Änderungen im AVA-System nachvollziehbar sind, dokumentieren die Mitarbeiter diese und spezifizieren, welcher Kollege zu welchem Zeitpunkt bestimmte Daten eingetragen hat. Für Pulai ist das ein großer Vorteil, da er mit der Software alle Prozesse dokumentieren und verfolgen kann.

Kostenträger- und Mengensplitting

Für das Planungsbüro ist das Kostenträgersplitting bei den öffentlichen Projekten eine entscheidende Funktion. Damit ist die nachprüfbare Verteilung von Kosten auf die verschiedenen Kostenträger oder auch die Verteilung nach Aspekten wie die kostentech­nische Darstellung nach einzelnen Bauphasen oder Bauteilen möglich. Diese Funktionalität kam erstmals bei einer Berufsschule zum Einsatz. Für den Auftraggeber, die Landeshauptstadt München, galt es, die drei Bauabschnitte kostentechnisch getrennt darzustellen. „Wir haben in ‚Archicad‘ die Bauteile entsprechend angelegt und können über die Variantenbildung in ‚BIM2AVA‘ danach suchen“, sagt Pulai.

Justizvollzugsanstalten sind primär die Addition einer Vielzahl von komplexen Nutzungs-, Funktions- und Raumzusammenhängen, darunter z. B. Torwachzentrale, Unterkunftsgebäude, Sport- und Freizeitgebäude, Versorgungsgebäude, Unternehmerbetriebsgebäude und eine Magistrale, die die verschiedenen Gebäudeteile miteinander verbindet. Bei Beauftragung durch einige Bauämter muss das Planungsbüro die Kosten gebäudeweise aufführen, weil die Mittel z. T. aus unterschiedlichen Budgets kommen. Mit der Software kann das auch noch im Laufe des Projektes angepasst werden.

Das Programm deckt nicht nur alle Aufgaben des Kostenmanagements umfassend ab – die Daten befinden sich auf einem eigenen Server, obwohl eine Cloud-Lösung möglich wäre. Dies ist aufgrund der vielen Justiz- und Polizeiprojekte notwendig. Die Anbindung an ein Personenmanagementmodul stellt sicher, dass die „Windows“-Nutzer die gleichen Zugriffsrechte wie die „California“-Nutzer haben und somit eine differenzierte Freigabe oder Sperrung von Programmfunktionalitäten und Datenzugriffen erfolgen kann.

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