Kommentar

Bauinformatik als Trend in der Bauplanung

Egal, in welche statistischen Erhebungen und Marktforschungen man hineinschaut, die Spatzen rufen es von den Dächern: Über 90 % der Akteure in der Bauindustrie sind der Auffassung, dass die Digitalisierung die Gesamtheit der Prozesse beeinflussen wird und in der Regel dies zum Guten tun wird. 

Dies liegt u.a. darin begründet, dass der Produktivitätswert der Bauindustrie nach wie vor im Vergleich zu anderen Wirtschaften recht schlecht ist. Die Akteure der Bauindustrie erhoffen sich also, mit Digitalisierung den Wertschöpfungsfaktor deutlich anzuheben. Dies gelingt vor allem deswegen, weil mittels der Digitalisierung komplexe Sachverhalte transparent aufbereitet werden können. Einer der wesentlichsten Faktoren am Bau ist zusätzlich, dass in frühen Stadien im Rahmen der Planung mittels der Building Informa­tion Modeling (BIM)-Methode in 3D visualisiert werden und so besser Planungslücken, Fehler oder Kollisionen aufgedeckt werden können. Auch sind Vertragsmodelle für den Direktkauf von Investoren bei Bauproduktherstellern im Vormarsch. 

Nicht zu verhehlen ist, dass die Fortschritte im Rahmen der Digitalisierung zuweilen zögerlich vorangehen. Dies liegt zum einen daran, dass eine gewisse Orientierungslosigkeit darüber herrscht, welche Wege in der Digitalisierungsstrategie eines jeden Unternehmens tatsächlich gewählt, welche Leitlinien und Ziele gesetzt und welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Zum anderen werden auch die hohen Kosten für die Implementierung neuer IT und die erforderliche Schulung gescheut. 

Ein weiterer, sehr gewichtiger Faktor ist aber auch, dass das notwendige IT-Personal fehlt. Um den digitalen Wandel in der Bauindustrie herbeizuführen, bedarf es einer großen Anzahl von Bau-Informatikern. Mit diesem Erfordernis, mit dem auch bereits etablierte Architektur- und Ingenieurbüros konfrontiert werden, geht zudem ein erheblicher Wandel der Berufsbilder einher. Insbesondere durch die Einführung der BIM-Planungsmethode wird es erforderlich, neue Berufsbilder in der Baubranche zu integrieren, wie z.B. den BIM-Manager bei Projektsteuerern, den BIM-Informationsmanager bei Produktherstellern, den BIM-Koordinator im Planungsbüro, die BIM-Objekterfassung durch Vermesser oder schlechthin den BIM-Autor bei den ausführenden Firmen. All diese Tätigkeitsbeschreibungen, die u.a. in der VDI 2552 Eingang gefunden haben, haben einen starken Bezug zur Bauinformatik, da nun einmal die Planungs-, Kalkulations- und sonstigen Steuerungsprozesse zunehmend über digitale Modelle erfolgen. Dies führt u.a. zu dem Konflikt, dass ich das Bild des zeichnenden Architekten wandelt zu einem programmierenden. Diese Verschiebung der Tätigkeiten führt zu einem Berufsbildwandel. Der klassische Architekten- und Ingenieurberuf ist hiervon erheblich betroffen. Doch nicht nur die Planer. Auch ausführende Firmen müssen BIM-Autoren für die Werk- und Montageplanung und Bauproduktherstellern für die Erstellung von BIM-Objekten vorhalten, um etwa die Bauteilkataloge BIM-fähig zu machen. Mit diesem Berufsbildwandel und dem zusätzlichen Anforderungsprofil gehen natürlich auch diverse rechtliche Anforderungen einher, die jedoch in aller Regel gut händelbar sind. Mit den neuen Reglungsnotwendigkeiten werden zugleich bisherige Vertragskonstrukte und Geschäftsmodelle zu überdenken. Somit entstehen viele neue digitale Geschäftsmodelle.

Durch all diese Entwicklungen tut sich ein riesiges Tätigkeitsfeld für künftige Absolventen der Bauinformatik auf. Auch wenn zunehmend Hochschulen, insbesondere Fachhochschulen, die Studien­gänge für Bauinformatik anbieten, so wird sich der auftuende Gap an hinreichend qualifiziertem Personal nicht so schnell schließen lassen. Insofern ist und bleibt der Nachwuchsmangel für Bauinformatiker eine wesentliche Trendbremse. Nichtsdestotrotz gehen alle Markt- und Meinungsforschungsinstitute davon aus, dass die Digitalisierung am Bau jetzt so richtig zu rollen beginnt und stetig an Fahrt aufnimmt. Ein spannendes Feld!

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