Die BIM-Methode für den AVA-Bereich

Interview mit Andreas Haffa, Leiter der Entwicklungsabteilung bei Softtech

Im Interview erläutert Andreas Haffa, Leiter der Entwicklungsabteilung bei Softtech, was er unter dem BIM-Wissenskreislauf bei der computergestützteen Planung mit "Avanti 2000" versteht.

Andreas Haffa, Head of Development bei der Softtech GmbH
Foto: Karl Jotter, www.jotter.de

Andreas Haffa, Head of Development bei der Softtech GmbH
Foto: Karl Jotter, www.jotter.de

Herr Haffa, was zeichnet Software aus Ihrem Haus aus?

Andreas Haffa: Wir haben viel Erfahrung, denn seit 35 Jahren kommt Software für die Baubranche aus unserem Haus. Außerdem arbeiten bei uns Architekten und Bauingenieure, die sich mit Arbeitsabläufen in den Büros auskennen. In Kombination mit innovativen Entwicklungen zeichnet das unsere Software aus. Uns ist bewusst, dass die BIM-Methode für Viele aus der Branche eine Herausforderung darstellt. Mit Software-Lösungen wie "Avanti" zeigen wir, wie die Methode praktisch umsetzbar ist und welche positiven Effekte BIM hat.

Können Sie uns ein Beispiel dazu nennen?

Andreas Haffa: Nehmen wir das Thema Kostenermittlung im AVA-Bereich. Hier ist es in der Praxis häufig so, dass für neue Projekte die Kostenkennwerte aus zuletzt bearbeiteten Projekten als Grundlage genommen werden. Ausschreibende kopieren ein ähnliches Bauteil, zum Beispiel eine Mauerwerkswand, mit allen Teilleistungen von einem alten in ein neues Leistungsverzeichnis – inklusive der damals angenommenen Preise. Aus den darauffolgenden Bieterrückläufen erstellen sie einen Preisspiegel, bewerten die Angebote und vergleichen die Marktpreise mit den angenommenen Kostenkennwerten. Leider ist es dann so, dass auf diese Weise gewonnene Preisinformationen nicht den Weg in neue Projekte finden. Wichtiges Wissen für die nächste Kostenermittlung geht also verloren.

Wie würde ein optimaler AVA-Prozess aussehen?

Andreas Haffa:  In einem Prozess, den wir als Wissenskreislauf bezeichnen, lesen unsere "Avanti"-Anwender zuerst ein Gebäudemodell aus einer CAD-Software ein. Das Modell kann aus "Spirit" und "Revit" direkt nach "Avani" übernommen werden. Über die IFC-Schnittstelle ist das aus allen anderen BIM CAD-Lösungen möglich, insbesondere aus "ArchiCAD" funktioniert das optimal. Im nächsten Schritt verknüpfen die Nutzer das Mengenmodell mit den entsprechenden Bauteilen in "Avanti", inklusive aller Teilleistungen. Daraus leiten sie dann ihre Leistungsverzeichnisse ab. Im Rahmen der Ausschreibung kommen die Angebotspreise von den Bietern zurück und können archiviert werden. Und genau das ist der Punkt! Gespeichertes Fachwissen in Form von aktuellen Kostenkennwerten lässt sich so für jede neue Ausschreibung abrufen.

BIM-Wissenskreislauf in „Avanti“
Bild: Softtech GmbH

BIM-Wissenskreislauf in „Avanti“
Bild: Softtech GmbH

Wo wird dieses Fachwissen gespeichert?

Andreas Haffa: Wir sprechen von einer Wissensdatenbank oder auch den Stammkatalogen, die jedes Architektur- oder Ingenieurbüro hat. Analog gesehen sind das die Aktenordner mit den Projekten der vergangenen Jahre. Aus digitaler Sicht sind es die Katalogbauteile innerhalb von "Avanti".

"Avanti 2020" ist seit Mitte April verfügbar. Gibt es Neuerungen, die sich z.B. auf die Katalogbauteile beziehen?

Andreas Haffa: Ja, auf jeden Fall! Neben vielen anderen Neuerungen im Programm haben wir in "Avanti 2020" den Prozess zum Aufbau eigener BIM-Bibliotheken optimiert, denn vorbereitete Strukturen machen es Anwendern leicht, eigene Bauteilkataloge zu erstellen. Die Gliederung können sie später in Leistungsverzeichnisse überführen. Außerdem lassen sich Teilleistungen, wie beispielsweise Schalung, Bewehrung und Beton für ein Streifenfundament, inklusive aller Berechnungsansätze und Ausschreibungstexte zentral in der Wissensdatenbank abspeichern. So greifen alle im Unternehmen auf standardisiertes Wissen zu.

Was ist denn der Vorteil dieser Wissensdatenbank in Bezug auf die BIM-Methode?

Andreas Haffa: Eine frühe Kostenschätzung mit transparenten Kostenannahmen ist möglich. Und das ist eine wesentliche Herausforderung, die viele Kolleginnen und Kollegen im BIM-Prozess sehen. Hinzu kommt, dass sie Planänderungen direkt in "Avanti" aktualisieren können, weil die CAD- mit AVA-Bauteilen verknüpft sind. Der Wissenskreislauf macht den BIM-Prozess rund, weil wichtige Informationen erhalten bleiben und jederzeit nachvollziehbar sind.

Haben Sie bereits Erfahrungswerte, ob das von Kunden umgesetzt wird?

Andreas Haffa: Ja, denn immer mehr Architekten und Ingenieure sind dabei, ihre internen Prozesse neu zu denken. Beispielsweise das Büro Schick aus Karlsruhe. Sie modellieren in "Revit" und ermittelt die Kosten in "Avanti". Laut deren Erfahrung ist die einheitliche Bauteilbibliothek Grundlage, um effizient nach der BIM-Methode zu arbeiten. Sie erzählten uns, dass vorab interne Absprachen nötig waren und es Zeit kostete, die Bauteile anzulegen und zu verknüpfen. Aber im Endeffekt lohne sich dieser Aufwand bei jedem weiteren Projekt, hat uns der Geschäftsführer Norbert Kripaizew erklärt.

Womit sollten BIM-Neulinge starten?

Andreas Haffa: Wir raten dazu, Schritt für Schritt vorzugehen. Am besten zuerst mit ausgewählten Gewerken beginnen, wie zum Beispiel den Beton- oder Maurerarbeiten, um dann nach und nach andere Bereiche hinzuzunehmen.

Vielen Dank für das Interview.

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