IFC-basierte Kostenplanung und Ausschreibung

Mehrwert für kleine Büros

Das Ingenieurbüro Haushochdrei in München kümmert sich um das Bauen, Beraten und Betreuen von Büroimmobilien. Das Besondere: Haushochdrei möchte explizit die größtmögliche Digitalisierung der Prozesse. In dem hier vorgestellten Projekt geht es um den Mieterausbau in einem Bürogebäude in München. Das Gebäude besteht aus sieben identischen Etagen. Die unveränderbare Tragstruktur einer Etage, sowie die Fassade, der Aufzug und der Treppenraum wurden einmal in 3D modelliert und dann mehrfach kopiert, um das gesamte Gebäude darzustellen. Es hat einen zentralen massiven WC-Kern, Betonstützen und eine nicht tragende Fassade. Dieses Modell, dass neben der reinen Geometrie auch Informationen zu den einzelnen Bauteilen enthält, war die Grundlage für alle weiteren Schritte. Die Erstellung von 3D-Modellen ist zwar anfangs etwas aufwendiger, da detaillierter geplant werden muss. Aber der Aufwand bringt viele Vorteile, z.B. die einfache Erstellung von Ansichten und Schnitten oder der verlustfreie Austausch der Gebäudeplanung. Insgesamt werden der Zeitaufwand und die Fehlerhäufigkeit erheblich reduziert.

Die Aufgabe für Haushochdrei bei diesem Projekt ist leicht erklärt: In einem Stockwerk sollte eine Teilfläche für einen neuen Mieter ausgebaut werden. Für den ersten Entwurf wurde mit wenigen Standardbauteilen eine Planung erstellt. Dabei handelte es sich um Bauteile, die beim Umbau von Bürogebäuden immer wieder zum Einsatz kommen, insbesondere diverse Typen von Trockenbauwänden und –decken sowie unterschiedliche Bodenbeläge und Türen. Für die Ausgestaltung des Mietvertrages benötigte der Vermieter eine Kostenschätzung der Umbaukosten. Um diese schnell und einfach zu erhalten, wurde die neue Raumplanung als IFC-Modell in die webbasierte Software „Nova AVA BIM 5D“ importiert. Die verwendeten Standardbauteile hatte das Büro bereits einmal in der AVA-Software mit Einzelpositionen als sogenannte Kostenelemente kalkuliert. Jedem Bauteil wurden unterschiedliche Positionen der verschiedenen Gewerke zugeordnet, entweder selbst erstellt oder aus verschiedenen hinterlegten Katalogen bezogen. Damit die Kostenschätzung und die Erstellung eines Leistungsverzeichnisses für den Ausbau erfolgen konnten, benötigten die Positionen einen Einheitspreis und die Zuordnung zu einer Kostengruppe bzw. zu einem Leistungsbereich.

Für die Erstellung der Kostenschätzung wurden über definierte Parameter die Kostenelemente den Standardbauteilen aus dem IFC-Modell zugewiesen. Die Mengen generierten sich automatisch aus dem Modell. Größtenteils von selbst ergab sich eine Kostenschätzung von über 90 % der Bauteile. Lediglich einige händische Ergänzungen und Anpassungen waren notwendig.
 
Wie bei den meisten Bauprojekten blieb es auch hier nicht bei dem ersten Entwurf. Der neue Mieter wünschte sich Anpassungen der Grundrisse und teilwiese andere Materialien. Die Änderungen konnten über eine neue, geänderte IFC-Datei problemlos eingepflegt werden. Bei der Erstellung einer weiteren Variante der Kostenschätzung, wurden die bestehenden Kostenelemente der Erstplanung auf die neue Geometrie angewendet und die neuen Mengen automatisch übernommen. Komplett neue Bauteile konnten größtenteils ebenfalls mit den Standard-Kostenelementen verknüpft werden. Veränderte Qualitäten oder Ausführungsarten wurden durch die Anwendung passender Kostenelementvarianten berücksichtigt. Sie konnten dann für alle gleichartigen Bauteile einfach synchronisiert werden. Als nach einigen Iterationsschritten die finale Planung des Mieterausbaus feststand und damit auch die zu erwartenden Kosten, erfolgte die Unterzeichnung des Mietvertrages. Für die Umsetzung der Baumaßnahme wurden dann aus der Kostenschätzung die einzelnen Positionen der Kostenelemente automatisch in einzelne Leistungsverzeichnisse extrahiert. So entstand ein Grundgerüst für die Ausschreibungen, mit den Hauptpositionen und den nachvollziehbaren Hauptmengen. Diese wurden dann durch die üblichen gewerkespezifischen Standard-Vorbemerkungen ergänzt.
 
Das Beispiel zeigt, dass durch die Verwendung von Standardbauteilen im CAD und bereits zugeordneten Kostenelementen sehr viel Zeit gespart werden kann. Langweilige Mengenermittlungen entfallen komplett. Speziellen Programmierkenntnisse sind dabei nicht erforderlich – die „Nova AVA BIM 5D“ ist selbsterklärend. Wenn häufig mit einem größeren Anteil einheitlicher Bauteile geplant wird, bringt das Zusammenspiel zwischen CAD und AVA also auch für kleinere und mittlere Büros schnell einen großen Mehrwert.

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