BIM-Integration für Elektrotechnik

Planungszeit sparen und Fehleranfälligkeit reduzieren

Manuelle Zwischenschritte bei der Übertragung von Verteilerschemata in ein BIM-Modell waren bislang zeitaufwendig und fehleranfällig. Die Kaiser-Amm GmbH suchte nach einer automatisierten Lösung, diese Abläufe zu beschleunigen und zugleich Sicherheit bei Änderungen zu bieten. Mit fundierter Praxisnähe und BIM-Kompetenz entstand ein modellbasierter Planungsansatz, der Schema, Grundriss und Gebäudemodell nahtlos verknüpft.

2007 übernahm Peter Kaiser den Installationsbetrieb von seinem Vater und baute ihn zum Fachplanungsbetrieb Kaiser-Amm GmbH aus Forchheim für technische Gebäudeausrüstung (TGA) um. Die meisten der 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben daher einen „Ausführungshintergrund“, der sie in die Lage versetzt, Herausforderungen von der Planung bis zum Bau mit Weitblick zu bewältigen. Geschäftsführer Kaiser ist in vielen Gremien aktiv und steht u. a. dem Normengremium DKE/AK STD_1000.9.1 „Elektrotechnische Aspekte in BIM“ der Deutschen Kommission Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik in DIN und VDE vor.

Elektroplanung mit BIM

Seit 2008 nutzt das Unternehmen BIM als Planungsmethode, auch wenn es besonders in der Elektrotechnik Herausforderungen gibt. Die Modellierungslösungen am Markt waren nicht für dieses Gewerk ausgelegt. Für Autodesk „Revit“ gab es jedoch einige Applikationen, denen Kaiser zutraute, die Lücke zwischen Schemaplan und Grundriss einerseits und dem BIM-Modell andererseits zu schließen. Im Jahr 2023 stieß er auf Mensch und Maschine sowie deren Eigenentwicklung „eXs“. Als Nachfolgelösung von „ecscad“ schien „eXs“ eher für die Mechatronik geeignet zu sein. Doch ein zweiter Blick offenbarte, dass die Software sich auch für die TGA eignet und über eine „Revit“-Schnittstelle verfügt.

„Ich war überrascht, dass bislang kaum jemand diese Schnittstelle eingesetzt hatte“, erzählt Kaiser. Die Präsentationen überzeugten ihn, Pilotanwender zu werden. Ausschlaggebend war u. a. die logische Verbindung zwischen Grundriss- und Schemaplan. Hinzu kommt die bidirektionale Verknüpfung von Elektroplanung und BIM-Modell über die entsprechende Schnittstelle: Aus den Stromkreisdaten im Gebäudemodell kann „eXs“ automatisch Verteilerpläne generieren. „Revit“ importiert die Bezeichnungen der Sicherungen und Anschlussklemmen aus „eXs“ in die Stromkreise mit ihren Steckdosen, Schaltern, Leuchten, Sicherungen, usw. Ob Verteilerplan oder Gebäudemodell – die Planungsbüros benötigen in jedem Fall ebenjene Stammdaten. Während Architekturbüros eigene „Revit“-Familien für Wände, Fenster, Türen usw. entwickeln und damit
Alleinstellungsmerkmale schaffen, sind für die Gebäudetechnik neutrale Formate gefragt, die das Team bei Kaiser-Amm zunächst selbst entwickeln musste.

20 % Zeitersparnis

Es sei nicht leicht gewesen, das Planungsteam von der neuen Software zu überzeugen – das Anlegen von Stammdaten, die neue Bedienlogik und das Umdenken in den Planungsprozessen stellten laut Kaiser eine Herausforderung dar. Doch bei den alltäglichen Aufgaben zeigten sich die Vorteile, z.  B. bei der neuen Feuerwache Erlangen. Einige der bisherigen Gebäude, die z. T. noch aus den 1950er Jahren stammen, werden abgerissen und ersetzt. Die übrigen Gebäudeteile sind umzubauen; die Gebäudetechnik wird komplett erneuert und um Steuer- und Regeltechnik ergänzt.

Der Auftraggeber, die Stadt Erlangen, hatte ein BIM-Konzept und das zu verwendende CDE (Common Data Environment, Austauschplattform) vorgegeben. Kaiser-Amm wurde mit der Planung der gebäudetechnischen Anlagen beauftragt, u. a. auch Starkstrom, Fernmelde- und informationstechnische Anlagen sowie Gebäudeautomation.

Bestandsaufnahme mit dem 3D-Laserscanner, Planung der neuen Anlagen in die Punktwolken, Verknüpfung von Modell- und Planungsdaten – die Prozesse griffen problemlos ineinander, die Daten wurden automatisch übertragen und standen dort zur Verfügung, wo sie gebraucht wurden. So konnte das fünfköpfige Planungsteam bei Kaiser-Amm nicht nur rund 20 % Zeit einsparen – auch das manuelle Zählen und Beschriften der Geräte entfiel vollständig. Das schafft zum einen ein hohes Maß an Sicherheit, zum anderen hat das Planungsteam mehr Kapazitäten für die Arbeiten, die Fachwissen und Kreativität erfordern.

Peter Kaiser ist überzeugt, dass sich das Bauen immer schneller verändern wird. Aus unternehmerischer Sicht ist er froh, zu den ersten zu gehören, die die neuen Wege gehen. Aus ökonomischer und ökologischer Sicht sei es höchste Zeit, dass möglichst viele Planungsbüros und ausführende Firmen sich ebenfalls auf BIM als Planungsmethode verschreiben. Mit „eXs“ und „Revit“ stünden die passenden Werkzeuge zur Verfügung.

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